Sonnenaufgang

Geologie des Rotmoostales in den Ötztaler Alpen

Eine geologische Wanderung durch das Rotmoostal in den Ötztaler Alpen ist nicht nur ein herrliches Bergerlebnis in dieser hochalpinen Gletscherlandschaft sondern auch wegen der vielen geologischen Aufschlüsse in diesem Altkristallinen Gebirge dem Hobby-Geologen zu empfehlen. 

Schauen wir uns zuerst einmal die geographische Lage des Rotmoostales an:

Topographische Karte
Ausschnitt aus den Alpenvereinskarten Digital- Ötztaler Alpen-Gurgl

Regionale Geologie

Wir befinden uns hier im Bereich der Ötztal-Stubai-Decke, die dem Mittelostalpin (MOA) zuzuordnen ist. Es handelt sich hier um eine Grundgebirgsdecke mit 95% Altkristallin in Amphibolit-Fazies und 5% nichtmetamorphen Sedimenten.
Die Ötztal-Stubai-Decke wird im N durch die Inntalstörung (NKA), im E durch die Wipptalstörung (Tauernfenster, Innsbrucker Quarzphyllit), im S durch den Schneebergzug und im W durch das Silvretta Altkristallin und das Engadiner Fenster begrenzt.

 Gesteine des Ötztal-Kristallins:

  • Die häufigsten Gesteine sind Biotit-Plagioklas-Gneise in Amphibolith-Fazies, die durch Metamorphose von Grauwacken hervorgegangen sind 
  • Glimmerschiefer in der Amphibolit-Fazies, die durch Metamorphose  sandiger- (Unteres Ordovizium) Gesteine hervorgegangen sind. Sie sind das zweithäufigste Gestein und sind mineralreich, z.Bsp.Granat-Glimmerschiefer, Dysten-Glimmerschiefer.
  • Granitgneis durch Metamorphose von Granit oder Granodiorit entstanden. Das Alter dieser Gesteine bertägt ca. 480 Ma : diese Granitgneise  sind auf die Kaledonische Orogenese zurückzuführen.
  •  Serpentinite die aus Peridotide entstanden sind kommen sehr selten vor.
  • Amphibolite in der Amphibolit-Fazies und Eklogite in der Eklogit-Fazies sind durch Metamorphose von Gabbro-Gestein enstanden. Der Gabbro ist 530 bis 515 Ma alt. Es handelt sich also um ozeanisches Krustenmaterial aus dem Kambrium. Im Oberen Kambrium gab es einen Ozean in diesem Deckensegment  Die jetztigen Eklogite sind daher auf eine Subduktions-Metamorphose ozeanischer Kruste zurück zu führen , die während der Variszischen Orogenese stattgefunden hat. Die Eklogite haben ein Alter von 360 bis 386 Millonen Jahren.

Gesteine des Schneebergzuges:

Der Schneebergzug  begrenzt das Ötztal-Kristallin im Süden. Der Übergang vom Schneebergzug zum Ötztal-Kristallin verläuft  vom südlicheren Teil des Hohen Mut-Sattels in Richtung Norden ins Rotmoostal hinab. Das Herkunftszeitalter der Gesteine des Schneeberg-Komplexes liegt im Silur und Devon ( ca. 440 bis 380 Millionen Jahre vor Heute) und diese sind daher in Zusammenhang mit der Variszischen Orogenese (Gebirgsbildung) entstanden. Die damals erodierten und sedimentierten Gesteine waren hauptsächlich Pelite (klastische Silikatgesteine) und Karbonate. Folgende Gesteine findet man hier vor:

  • Hornblende-Glimmerschiefer, Hornblende-Garbenschiefer, Granat-Glimmerschiefer
  • Amphibolite
  •  Verschieden farbige Marmore
  • Kalkglimmerschiefer 

Zusammenfassend kann also folgendes festgestellt werden:

    Die Gesteine, die wir bei unserer Wanderung beobachten können, sind sehr alt und wurden durch Metamorphosen in Zusammenhang großer Orogenesen (Gebirgsbildungen) gebildet:

  • Kaledonische Orogenese im Ordovizium (500 bis 440 Ma)
  • Variszische Orogenese im Devon (440 bis 350 Ma)
  • Alpidische Orogenese in der Kreide (140 bis 165 Ma)

Eine ausführliche geologische Abhandlung über das Rotmoostal durch Universitätsprofessor Karl Krainer findet man unter dem Titel "Geologie und Geomorphologie von Obergurgl und Umgebung"

 Von Obergurgel (1907m) bis zur Schönwieshütte (2262m)

Wir starten unsere Wanderung beim Bundessportheim der Uni Innsbruck und gehen vorerst über Wiesen ca. 1,5 Km Richtung SW bis der Steig nach S schwenkt . Hier (Punkt 1 in der topograph.Karte)   finden wir auf der Ostseite des Weges einen schönen Aufschluss von Glimmerschiefern und Paragneisen. (Bilder 5 bis7)

Ungefähr 150m weiter auf dem Steig kommt man zu Aufschluss 2 : Hier blickt man in Richtung SW auf eine massive Bergsturzmasse, wo Glimmerschiefer mit Paragneise wechsellagern.

Beim weiteren Anstieg überquert der Steig einen  ca. 20m breiten Rutschhang, bei dem mehrere ältere und ein frischer Anriss gut zu sehen sind. Der Anriss ist muschelförmig und beim rezenten Rutschbereich kann man gut beobachten, wie die Vegetationsdecke abgerissen ist. Das Abrutschmaterial ist eine Grundmoräne mit einem hohen tonigen Feinmaterial.

Wasserfall - Aufschluss 4

Unsere Wanderung Richtung Schönwieshütte fortsetzend  erreichen wir einen schönen Wasserfall der Rotmoosache. Hier mündet das Rotmoostal, das ein Hängetal ist, in das durch den Hauptgletscher tiefer erodierte Gurgltal (Trogtal).
Auffallend ist hier, dass auf der Ostseite der Wasserfall von den gut gleitfähigen Schieferungsflächen des Gesteins begrenzt wird, während auf der Westseite die Felswände der tektonischen Störungsfläche folgend fast senkrecht einfallen. Bei den Gesteinen handelt es sich auch hier um Paragneise und Glimmerschiefer.

 
 
 
 
Das Hochmoor im Rotmoostal

Das Hochmoor das südlich der Schönwieshütte liegt ist besonders interessant und beeindruckend.
Sehr auffallend sind die grasbewachsenen großen Schollen die man vom Ufer der Rotmoosache aus sieht (Bilder 14 bis 19). Der  Torf estreckt sich über eine Länge von ca. 200m, weist eine Mächtigkeit von durchschnittlich 2 m auf und hat ein Alter von etwa 5000 Jahren. Der Torf entsteht, wenn ein See durch die Ablagerung von organischem und anorganischem Material immer mehr verlandet. Durch Sauerstoffmangel im Wasser bildet sich aus den Pflanzen Faulschlamm und in der Folge Torf.
Bild 33 zeigt ein Torfprofil das beginnend mit einer Kieslage bis zur Grasnarbe reicht und damit die verschiedenen klimatischen Abfolgen dokumentiert.

(Durchlauf der Bilder mit Maus auf dem Bild stoppen!)

Wanderung ins hintere Rotmoostal

Beim Wandern von der Schönwieshütte ins hintere Rotmoostal gibt es für den geologisch Interessierten vieles zu bewundern:
An den Talseiten sind an manchen Stellen Rand-Moränenwälle und im Talboden eine Endmoräne zu sehen: Bilder 34 und 35. Der letzte starke Gletschervorstoß hat während der Kleinen Eiszeit um 1850 stattgefunden.
Je weiter man taleinwärts wandert, findet man entlang des Steiges um so interessantere und schönere Gesteine. So z.Bsp.  Granat-und Hornblenden-Porphyroblasten-Schiefer (Bilder 24 bis 29) und Marmorgerölle. Das Fehlen von Gneisen deutet  darauf hin, dass man den Übergang vom Ötztal- in den Schneeberg-Komplex überschritten hat.

 
 Zum Abschluss unserer hochalpinen geologischen Wanderung soll ein wunderschöner Hornblende-Garbenschiefer unser Geologenherz höher schlagen lassen:
 
 
Placeholder image