Eine geologische Wanderung durch das Rotmoostal in den Ötztaler Alpen ist nicht nur ein herrliches Bergerlebnis in dieser hochalpinen Gletscherlandschaft sondern auch wegen der vielen geologischen Aufschlüsse in diesem Altkristallinen Gebirge dem Hobby-Geologen zu empfehlen.
Schauen wir uns zuerst einmal die geographische Lage des Rotmoostales an:
Wir befinden uns hier im Bereich der Ötztal-Stubai-Decke, die dem Mittelostalpin (MOA) zuzuordnen ist. Es handelt sich hier um eine Grundgebirgsdecke mit 95% Altkristallin in Amphibolit-Fazies und 5% nichtmetamorphen Sedimenten.
Die Ötztal-Stubai-Decke wird im N durch die Inntalstörung (NKA), im E durch die Wipptalstörung (Tauernfenster, Innsbrucker Quarzphyllit), im S durch den Schneebergzug und im W durch das Silvretta Altkristallin und das Engadiner Fenster begrenzt.
Gesteine des Ötztal-Kristallins:
Gesteine des Schneebergzuges:
Der Schneebergzug begrenzt das Ötztal-Kristallin im Süden. Der Übergang vom Schneebergzug zum Ötztal-Kristallin verläuft vom südlicheren Teil des Hohen Mut-Sattels in Richtung Norden ins Rotmoostal hinab. Das Herkunftszeitalter der Gesteine des Schneeberg-Komplexes liegt im Silur und Devon ( ca. 440 bis 380 Millionen Jahre vor Heute) und diese sind daher in Zusammenhang mit der Variszischen Orogenese (Gebirgsbildung) entstanden. Die damals erodierten und sedimentierten Gesteine waren hauptsächlich Pelite (klastische Silikatgesteine) und Karbonate. Folgende Gesteine findet man hier vor:
Zusammenfassend kann also folgendes festgestellt werden:
Eine ausführliche geologische Abhandlung über das Rotmoostal durch Universitätsprofessor Karl Krainer findet man unter dem Titel "Geologie und Geomorphologie von Obergurgl und Umgebung"
Von Obergurgel (1907m) bis zur Schönwieshütte (2262m)
Wir starten unsere Wanderung beim Bundessportheim der Uni Innsbruck und gehen vorerst über Wiesen ca. 1,5 Km Richtung SW bis der Steig nach S schwenkt . Hier (Punkt 1 in der topograph.Karte) finden wir auf der Ostseite des Weges einen schönen Aufschluss von Glimmerschiefern und Paragneisen. (Bilder 5 bis7)
Ungefähr 150m weiter auf dem Steig kommt man zu Aufschluss 2 : Hier blickt man in Richtung SW auf eine massive Bergsturzmasse, wo Glimmerschiefer mit Paragneise wechsellagern.
Beim weiteren Anstieg überquert der Steig einen ca. 20m breiten Rutschhang, bei dem mehrere ältere und ein frischer Anriss gut zu sehen sind. Der Anriss ist muschelförmig und beim rezenten Rutschbereich kann man gut beobachten, wie die Vegetationsdecke abgerissen ist. Das Abrutschmaterial ist eine Grundmoräne mit einem hohen tonigen Feinmaterial.
Unsere Wanderung Richtung Schönwieshütte fortsetzend erreichen wir einen schönen Wasserfall der Rotmoosache. Hier mündet das Rotmoostal, das ein Hängetal ist, in das durch den Hauptgletscher tiefer erodierte Gurgltal (Trogtal).
Auffallend ist hier, dass auf der Ostseite der Wasserfall von den gut gleitfähigen Schieferungsflächen des Gesteins begrenzt wird, während auf der Westseite die Felswände der tektonischen Störungsfläche folgend fast senkrecht einfallen. Bei den Gesteinen handelt es sich auch hier um Paragneise und Glimmerschiefer.
Das Hochmoor das südlich der Schönwieshütte liegt ist besonders interessant und beeindruckend.
Sehr auffallend sind die grasbewachsenen großen Schollen die man vom Ufer der Rotmoosache aus sieht (Bilder 14 bis 19). Der Torf estreckt sich über eine Länge von ca. 200m, weist eine Mächtigkeit von durchschnittlich 2 m auf und hat ein Alter von etwa 5000 Jahren. Der Torf entsteht, wenn ein See durch die Ablagerung von organischem und anorganischem Material immer mehr verlandet. Durch Sauerstoffmangel im Wasser bildet sich aus den Pflanzen Faulschlamm und in der Folge Torf.
Bild 33 zeigt ein Torfprofil das beginnend mit einer Kieslage bis zur Grasnarbe reicht und damit die verschiedenen klimatischen Abfolgen dokumentiert.
(Durchlauf der Bilder mit Maus auf dem Bild stoppen!)
Beim Wandern von der Schönwieshütte ins hintere Rotmoostal gibt es für den geologisch Interessierten vieles zu bewundern:
An den Talseiten sind an manchen Stellen Rand-Moränenwälle und im Talboden eine Endmoräne zu sehen: Bilder 34 und 35. Der letzte starke Gletschervorstoß hat während der Kleinen Eiszeit um 1850 stattgefunden.
Je weiter man taleinwärts wandert, findet man entlang des Steiges um so interessantere und schönere Gesteine. So z.Bsp. Granat-und Hornblenden-Porphyroblasten-Schiefer (Bilder 24 bis 29) und Marmorgerölle. Das Fehlen von Gneisen deutet darauf hin, dass man den Übergang vom Ötztal- in den Schneeberg-Komplex überschritten hat.